Gudrun Schweppenheisser und Monika Ruoff berichten
Die Wohlfühlwoche 2019 fand vom 5. bis 11. August – wie schon im letzten Jahr – im ökologischen Seminar- und Ferienhaus Dübbekold/Göhrde, im Wendland in der Lüneburger Heide statt. Dafür hatten sich die Teilnehmer bereits am Ende der Wohlfühlwoche 2018 entschlossen, da das Haus eine angenehme Wohlfühlatmosphäre ausstrahlt und für unsere Bedürfnisse optimal geeignet ist. Ein zusätzliches Highlight sind Schwimmbad und Sauna im Nebenhaus, was gerne in Anspruch genommen wurde.
Das Ferienhaus liegt außerhalb, mitten im Wald und die Eigentümer halten Haus und Hof naturnah und mit Bedacht in Ordnung. Bei den dazugehörigen Gemüsehochbeeten hatte man den Eindruck, dass die Pflanzen doppelt so groß sind wie üblich; und die prächtig blühenden Stockrosen streben zum Himmel. Wie wir erfahren haben, arbeitet der Hausherr mit EM.
Wir wurden wieder sehr freundlich empfangen. Im Laufe des Montagnachmittags reisten die rund 30 Teilnehmer an und es gab ein freudige Begrüßung, da sich viele schon kannten und sich alle über die vor ihnen liegende gemeinsame Woche freuten. Da es Teilnehmende aus ganz Deutschland sind, ist die Wohlfühlwoche in den meisten Fällen die einzige Möglichkeit einander persönlich zu treffen. In bewährter Manier war Anne Seidel erneut als unsere Köchin mit von der Partie, unterstützt von ihrer Koch-Crew, Janne und Steffie. Sie sind inzwischen ein eingespieltes Team, das uns mit den wohlschmeckendsten makrobiotischen Speisen und Getränken rund um die Uhr auf das Beste verwöhnt hat.
Mehrere der Teilnehmer haben sich mit ihrem Wissen und Können in dieser Woche eingebracht und die Tage mitgestaltet, was die Anwesenden gerne und zahlreich angenommen haben. Das Tüpfelchen auf dem »i« waren die zusätzlichen Wunschleistungen wie ein morgendliches Ume-Kuzu-Getränk, Shiatsu- oder andere Massagen nach Wahl und abendliche Ingwer-Kompressen für einen besseren Schlaf. Gleich morgens hat Lina Balzer DO-IN-Übungen angeleitet. Die Übungen waren jeden Tag von Kopf bis Fuß. Obwohl in keiner Weise anstrengend, waren diese sehr effektiv und alle verspürten die frische Energie für den kommenden Tag.
Die Tage waren kurzweilig. Gleich am Dienstag hat Gisela Perlwitz uns in die eigene Herstellung von Amazake eingeführt. Das Bedürfnis auf Süßes kann damit auf gesunde Weise gestillt werden. Erwähnenswert ist allein die Bedeutung des Wortes: »Ama« steht für Göttertrunk, für oberste Göttin und die Mutter/die Nährende. In Japan wird zu Beginn bei Festen zur Begrüßung häufig ein Getränk mit Amazake gereicht, da diese liebliche Süße Körper und Seele erfreut.
Grundprinzip ist, gekochten Süßreis mit Genmai-Koji zu fermentieren. Dies geschieht in zwei Stufen. Zuerst wird der gekochte, auf etwa 30 Grad abgekühlte Süßreis mit Genmaji-Koji vermischt, was die Fermentation einleitet. Danach muss diese Mischung mehrere Stunden auf möglichst konstanten 30 Grad gehalten werden. Wenn die gewünschte Süße erreicht ist, wird die Masse noch einmal aufgekocht und püriert. Danach ist Amazake fertig zum Verzehr. Weitere Verarbeitungsstufen wären Reismalz, Mirin und die letzte Stufe ist Sake.
Natürlich durfte jeder das Amazake probieren. Alle, auch unsere jüngsten Teilnehmer mit 3 und 5 Jahren haben das Versucherle genossen. Das Rezept und die Anleitung zur Herstellung von Amazake zuhause haben wir von Gisela erhalten. Somit steht einem Experiment dazu nichts im Wege. Abends hat uns Roland Schneider einen Einblick in die Shiatsu-Praktik gegeben. Er veranschaulichte bei einem Teilnehmer den üblichen Behandlungsablauf. Es gehört viel Wissen und Erfahrung dazu, bei der Shiatsu-Akupressur-Massage nach den Meridianen zu arbeiten, um die Blockaden aufzulösen und die Problemzonen zu behandeln. Am Schluss der Vorführung zeigte er den Zuschauern noch, dass sowohl im Gesicht als auch an den Händen eindeutige Merkmale für manche Erkrankung und gesundheitliche Defizite für ihn deutlich zu erkennen sind.
Am Mittwoch stand ein Ausflug ins Salzmuseum in Lüneburg auf dem Programm. Das Salzsieden geht dort zurück bis ins erste Jahrtausend. Erst in Jahr 1970 wurde das Salzsieden aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Danach wurde ein Gebäude als Museum ausgestattet, um diese Tradition der Nachwelt zu erhalten und zu vermitteln. Nach kurzer Einführung durften wir zuerst in kleinen Pfannen Salz sieden. Ein Liter Sole ergibt ca. 300 Gramm Salz, was sehr viel ist. Beim anschließenden Rundgang erfuhren wir sehr viel über die Geschichte des Salzsiedens. Dies war echte Knochenarbeit; lange Zeit in 12 Stunden-Schichtbetrieb rund um die Uhr, da das Feuer nicht ausgehen durfte. Durch die Salzgewinnung entstand durch die über die Jahrhunderte hinweg andauernde Förderung des Salzes die Problematik, dass unterirdisch große Hohlräume entstanden. Dies hatte zur Folge, dass sich in einem Teil der Altstadt die Häuser absenkten und die Gebäude bis heute gefährdet sind. Nur mit hohem finanziellem Aufwand kann die Altstadt von Lüneburg erhalten werden. Anschließend war noch genügend Zeit für ein Picknick mit dem von unserer Köchin Anne und Team vorbereiteten wohlschmeckenden Lunchpaket und einen ausgedehnten Stadtbummel. Lüneburg ist wirklich sehenswert!
Nach dem Tagesausflug hat sich ganz spontan eine kleine Tanzgruppe gebildet, welche unter Anleitung von Steffie einfache Kreistänze einstudierte, was allen Spaß gemacht hat. Am Donnerstagvormittag brachte sich Wilke Lübben mit seinem Wissen ein. Er hat uns die Herstellung von Tempeh vorgeführt und näher erläutert. Wilke empfiehlt, auf jeden Fall dazu Bio-Sojabohnen aus deutschem Anbau zu verwenden, da diese sicher Gentechnik-frei sind. Zur Herstellung werden die Sojabohnen eingeweicht, gekocht und mit Tempeh-Starter geimpft. Danach werden die Sojabohnen in Reifebeutel abgefüllt und zur Fermentation etwa 36 Stunden an einen ca. 30 Grad warmen Ort gestellt. Dann wird der fermentierte Tempeh in einer Shoyou-Kombu-Brühe gekocht und ist jetzt bereit zum Verzehr. Auch diese Anleitung haben wir von Wilke erhalten.
Der Donnerstagabend war ein »Dufterlebnis«: Anne Seidel, unsere Köchin, beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit Aromatherapie und ließ uns an ihrem Wissen teilhaben. Sie hat uns zahlreiche hochwertige Öle und einen Kaltverdampfer der Firma Doterra vorgestellt. Die Öle sind nicht nur für das Verdampfen sondern außerdem für die äußere Anwendung direkt auf der Haut als auch für eine innere Anwendung geeignet; ein besonderes Geschmackserlebnis ist es zum Beispiel, einen Tropfen eines Aromaöls in einem Getränk oder in einem Nachtisch zu verwenden. Die Zuhörer waren sehr interessiert, mehr über den therapeutischen Aspekt der einzelnen Öle zu erfahren. Anne hatte mehrere Bücher über die Aromatherapie bzw. die Wirkungsweise und Anwendungsempfehlungen der Öle zur Ansicht dabei. Am Schluss hat sie auf Wunsch der Anwesenden noch einige spezielle Mischungen von verschiedenen Ölen zum Mitnehmen hergestellt.
Die Tage fliegen dahin. Am Freitag war wieder Ausflugstag. Wilke hatte für uns ein ganz besonderes Ausflugsziel entdeckt: eine Floßfahrt auf der Elbe. Wir waren alle sehr gespannt. In Fahrgemeinschaft sind wir – ausgerüstet mit einem leckeren, reichhaltigen Lunchpaket von Anne und ihrem Team – nach Darchau an der Elbe gefahren und haben dort mit einer kleinen Fähre, die ständig hin und her fährt, auf die andere Seite zur Anlegestelle der Flöße übergesetzt. Mit zwei Flößen sind wir dann flussaufwärts gestartet. Mit dabei war eine sehr sachkundige Naturkundeführerin, die uns über die Gegebenheiten und Eigenheiten der Elbe kurzweilig unterhielt.
Die Elbe und ihre angrenzenden Flächen liegen im absoluten Naturschutzgebiet. Wir konnten auf unserer Fahrt zahlreiche Vögel und Enten beobachten. Seit Jahren gibt es ein Projekt, den Steinadler, der eine Flügelspannweite von bis 3,60 m erreicht, wieder anzusiedeln. Die Führerin hat mit sichtlicher Begeisterung berichtet, dass dieses Projekt sehr erfolgreich ist und inzwischen ein paar hundert Steinadler registriert werden konnten. Alle Teilnehmer haben diese einstündige Floßfahrt in der sehr ruhigen, ökologischen Umgebung genossen.
Nachmittags machten wir uns entlang des Elbedamms mit einer kleinen Wanderung auf den Weg zu einem Museum, das die für die Anwohner des östlichen Elbufers sehr schmerzliche dreistufige, rücksichtslose Zwangsaussiedlung der dortigen Bewohner des angrenzenden Elbufers hatte. Die erste dieser Aktionen im Jahr 1952 lief (fast unglaublich) unter dem Decknamen »Aktion Ungeziefer«. Es war wirklich erschreckend anhand Text- und Bildmaterial zu erfahren, was das damalige totalitäre Regime zur Einrichtung der Demarkationslinie diesen Menschen angetan hat.
Am Samstagmorgen haben sich viele der Teilnehmer zu einer Besichtigung des in der Nähe liegenden Michaelshofes in Sammatz/Neu Darchau entschlossen. Dieser Hof ist eine anthroposophische Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Demeter Landwirtschaft. Angegliedert sind ein reizendes Café, ein Stallanlage mit sämtlichen Haus- und Hoftieren, ein Hofladen, wo es auch Wurst und Käse aus eigener Herstellung gibt und große idyllische Gartenanlagen. Auf dem Michaelshof werden zudem Konzerte und Seminare veranstaltet. Besonders angetan waren wir von den ausgedehnten Gartenanlagen, den so gesund aussehenden Tieren und zu guter letzt dem Besuch des schön gestalteten Gartencafes.
Samstagnachmittags fand die satzungsgemäße Jahresmitgliederversammlung statt, die einen konstruktiven Charakter und einen guten Verlauf hatte. Die Einzelheiten dazu werden im Protokoll dokumentiert und an die Mitglieder noch übermittelt. Eines wollen wir schon verraten: Weil alle von unserer Unterkunft so begeistert waren, wurde beschlossen, ein drittes Mal in Dübbekold die Wohlfühlwoche durchzuführen, jedoch eine Woche später und einen Tag länger, von Samstag, 8.8. bis Samstag 15.8.2020. Der Grund dafür ist, dass es die Zeit ist, in der die Heide blüht. Dieses besondere Erlebnis der Heideblüte wollen wir gerne in unser Programm aufnehmen.
Traditionell fand am Samstagabend das Wohlfühlwoche-Abschlussfest statt. Anne mit Team hat uns ein großes, geschmacklich vielseitiges, buntes, wohlschmeckendes Buffet hergerichtet. Dort fand sich auch das in der Vorführung am Donnerstag hergestellte selbstgemachte, sehr leckere Tempeh wieder. Nach dem leiblichen Genuss entwickelten sich entspannte Gespräche. Einige Teilnehmer steuerten dem anschließenden Beisammensein Spiele bei, Gedichte wurden vorgetragen, ein Lied wurde gemeinsam gesungen mit musischer Begleitung von Wilke mit der Konzertina und die einstudierten Kreistänze der Tanzgruppe kamen zur Vorführung. Anschließend konnte, wer wollte, bei schwungvoller Musik noch das Tanzbein schwingen.
Schlussendlich kann man sagen: Diese Woche hat uns alle noch ein wenig mehr miteinander verbunden, das Thema Makrobiotik mit neuer Kraft, Anregungen und Ideen gefüllt und ein schönes, vielseitiges gemeinsames Erleben ermöglicht. Wir freuen uns schon heute auf das nächste Jahr!