»Die Bande der Liebe werden mit dem Tod nicht durchschnitten.«
(Thomas Mann)

Roland Schneider hat am Abend des 18.02.2024 seinen Körper verlassen. Wir feiern sein Leben und sein Werk, und mit uns feiern sein Sohn Martin, Schwiegertochter Birgit, zwei Enkel sowie seine letzte große Liebe, Margret Haug, viele Freunde und Wegbegleiter. Roland ging letzten Endes so, wie er gelebt hat: selbstbestimmt. Ich bin dankbar, ihm begegnet zu sein, und ich glaube, da spreche ich für viele Menschen. Im Namen des Vereins Makrobiotik in Deutschland e.V. darf ich, als Vorsitzende, diesen Nachruf schreiben.

Roland Schneider war es, der wollte, dass ich dieses Amt übernehme. Er wollte, dass ich seine Arbeit weiterführe, weil wir beide Menschen sind, die vom Herzen agieren, nicht so sehr vom Kopf. Ich spüre tiefe Dankbarkeit für dieses Vertrauen. Ich traf ihn das erste Mal 2014 in Nonnenmiß in seinem Haus im Schwarzwald. Ich war gerade angekommen, um für den Verein zu kochen, und schaute von dem Balkon in seinen Garten. Dort stand er und begrüßte mich schelmisch. Ich spürte eine Seelenverwandtschaft, ein sich erkennen. Seither kochte ich jährlich für den Verein, und er besuchte mich auch mehrmals in Hamburg und ich ihn.

Ich möchte von ihm und seinem Leben berichten. Dafür hat sein Sohn Martin mir Rolands Lebenslauf zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich auch bei Petra Nübel und Bettina Leyer für ihre Unterstützung dabei, diesen Nachruf zu verfassen.

Roland Schneider kannte ich als Mann der Tat. Ein Mann mit Werten. Der lebte, was er sprach. Er hatte unglaublich viel Ki und nahm auch kein Blatt vor den Mund. Er konnte gut Menschen anführen. Von 2001 bis 2017 war der gebürtige Karlsruher Vorsitzender des Makrobiotik-Vereins. Er begeisterte Menschen für die makrobiotische Lebensweise, verbreitete die Makrobiotik auf Messen und brachte Menschen zusammen. Außerdem war er auch noch ein super Koch und Shiatsu-Therapeut. Er organisierte in diesen Jahren die Wohlfühlwoche, das Herzstück unseres Vereins. Er brachte immer Schwung in die Bude. Das werde ich echt vermissen!

Was mich am meisten berührt, ist, dass Roland so starke Werte vertrat, nach denen er sein Leben und seine Entscheidungen ausrichtete. Martin schreibt, dass das Lebensziel seines Vaters war, möglichst autark und unabhängig zu leben. Roland war z.B. stolz darauf, seine eigene Quelle mit frischem Trinkwasser in seinem Garten zu haben. Er baute sein biologisches Gemüse selber an und produzierte seinen eigenen Strom mit einer Photovoltaik-Anlage. Sein Fachwerkhaus am Berg von Nonnenmiß, in der Nähe von Bad Wildbad, war einfach ein kleines idyllisches Paradies und eine Zuflucht für viele Menschen, denen er Hoffnung gab.

Ich bekomme heute noch viele Anrufe von Leuten, deren Leben Roland positiv beeinflusst hat. Das bringt mich zum Nachdenken. Wenn wir dem Tod begegnen, begegnen wir auch immer unserer Sterblichkeit, mit der Frage: Was werden wir hinterlassen? Roland hinterlässt ein Lächeln auf meinen Lippen. Wenn er da war, haben wir getanzt und das Leben gefeiert, denn das liebte er auch. Wenn er allein sein wollte, zog er sich auf sein Boot zurück, sobald es ihm die Zeit erlaubte. Er hatte nämlich oft Gäste und war dann als »One Man Show« für diese da. Das heißt, er machte alles: Haus, Garten, Gäste und immer neue Projekte. In seiner Freizeit ging er tanzen, auch noch mit 70. Ich finde, das ist ein großes Leben.

Der Kern seines Lebens war die makrobiotische Lebensphilosophie. Seine Entscheidungen waren geprägt davon, einen Unterschied in der Welt zu machen. Nachhaltigkeit und ein tiefer Sinn für Verantwortung der Welt gegenüber waren Werte, nach denen er sich ausrichtete.

Wie alles begann: Mitte der 1980er Jahre hatte er über eine Bekannte die Makrobiotik kennengelernt. Damals litt Roland Schneider stark unter Asthma. Sie motivierte ihn, an den damals wöchentlich stattfindenden Makrobiotik-Kochkursen von Pfarrer Paul Dietrich in Leutenheim/Elsass teilzunehmen. Für Roland ein Wendepunkt in seinem Leben. Ab 1988 fuhr er wiederholt ins Makrobiotik-Institut in Kiental/Schweiz, ließ sich dort zum Ernährungsberater und Shiatsu-Therapeut ausbilden. Er funktionierte seine Wohnung in Ötigheim um, gründete da 1993 das Zentrum »Die Begegnung«. Er gab Kochkurse, hielt Vorträge, organisierte Seminare mit namhaften Makrobiotik-Lehrern wie Adelbert und Wieke Nelissen aus den Niederlanden.

1997 folgten die Ausbildungen in Acidose-Massage und zum Fengshui-Berater. 1998 kaufte der gelernte Schreiner und Glaser in Nonnenmiß (Schwarzwald) ein Fachwerkhaus, das er mit viel Liebe zum Detail renovierte. 1999 feierte er überglücklich die Eröffnung seines Gäste- und Seminarhauses »Maison Sanssouci«. Fortan teilte er sein Wissen noch intensiver mit den Menschen, die zu ihm kamen.

Dieses selbstbestimmte Leben wurde im Januar 2021 durch eine Hirnblutung grundlegend verändert. Seine linke Körperhälfte war gelähmt und machte es ihm unmöglich, in seinem geliebten Haus weiterzuleben. Fortan wohnte er im König-Karl-Stift in Bad Wildbad. Er baute kräftemäßig und mental immer mehr ab und verlor zum Schluss auch seinen Lebensmut. Ein letztes Mal nahm er sein Leben in die Hand und entschied, mit Unterstützung seines Arztes seinem Leid ein Ende zu setzen. Friedlich schlief er am Abend des 18.02.2024 ein.

Wir verbleiben in tiefer Dankbarkeit für all das, was er in unseren Herzen hinterlassen hat und wünschen ihm eine gute Weiterreise. Er war Weggefährte, Vater, Geliebter, Lehrer, Vorsitzender, Seminarhausbetreiber und so vieles mehr. Was bleibt, ist die Erinnerung. Es gibt einen Baum in einem Friedwald. Dort kann man Abschied nehmen. Die Koordinaten gebe ich gerne bekannt. Schreibt mir dafür einfach eine E-mail an info@midev.de

Wir gehen diesen Weg, den Du, lieber Roland, geebnet hast, nun weiter und tragen Dich in unseren Herzen.

In tiefer Verbundenheit, Anne Seidel/Vorsitzende
Makrobiotik Verein Deutschland